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17 Mühlen in Bozen – die Geschichte der heutigen Schlösslmühle

1) Der Bozner Mühlbach

Voraussetzung für den Bau von Mühlen war zu jener Zeit ein Wasserlauf, der die Mühlräder in Bewegung setzten konnte.

Der Bozner Mühlbach stammt noch aus den ältesten Zeiten der Stadt. Obwohl keine Urkunde dies berichtet, ist doch anzunehmen, dass die Stadt Bozen (ehemals bischöfliche Markt) und der künstlich angelegte Mühlbach zugleich angelegt worden sind, also um 1175-80 und dass auch die Kosten hierfür der Gründer der Stadt, der Bischof von Trient, trug.

Die älteste bekannte urkundliche Nennung des Mühlbaches geschieht um 1180-90 und lautet „fluvius molendinorum“, was wörtlich übersetzt „der Wasserlauf der Mühlen“ oder kurz „Mühlbach“ bedeutet.

Der Mühlbach hieß also von Anfang an so wie er heute noch heißt und wurde eigens angelegt, um die Errichtung von Mühlen zu ermöglichen.

Das Wasser für diesen künstlich angelegten Bach wurde der Talfer entnommen. Er war ungefähr 2600 m lang und floss offen dahin. Er begann hinter dem Ansitz Klebenstein in St. Anton und floss unter der Wasserpromenade am Ansitz Freyenthurn vorbei (zu diesem Ansitz gehörte die Schlösslmühle), durch die Weingüter herab ins „Dorf“ und weiter nach St. Johann, hin zum heutigen Bahnhofpark und weiter zum heutigen Verdiplatz und mündete dann in den Eisack.

Der Mühlbach floss also nicht durch die neu angelegte Stadt (die nur die heutigen Lauben und den Kornplatz umfasste), sondern verlief östlich davon. In der mittelalterlichen Stadt selbst gab es somit keine Mühlen.

Am Mühlbach soll es laut Andrä Bergmeister „30 Gewerke“ gegeben haben, und zwar dreizehn im Bereich der Gemeinde Zwölfmalgreien und 17 im Bereich der Stadtgemeinde Bozen. Unter „Gewerken“ meinte er aber nicht nur Mühlen, sondern auch noch andere Betriebe wie Gerbereien, Lodenwalchen und Hammerschmieden. Es gab sogar ein Sägewerk auf dem heutigen Verdiplatz, das erst 1930 abgebrochen wurde. Um 1900 entstanden dann auch noch mehrere kleine Elektrizitätswerke am Mühlbach – eines gibt es auch heute noch.

2) Die Mühlen am Bozner Mühlbach

Wann genau die Mühlen entstanden sind, die sich dann später am Lauf des Mühlbaches nachweisen lassen, ist nicht bekannt, weil es darüber keine urkundlichen Unterlagen gibt. Es ist aber anzunehmen, dass zugleich mit der Anlegung des Mühlbaches um 1180 auch schon mehrere Mühlen erbaut wurden, vermutlich die in nächster Nähe zur Stadt, etwa in St. Johann und der Gerbergasse. Später aber wurden Mühlen ziemlich weit entfernt errichtet – die oberste entstand oben in St. Anton, die unterste dagegen war die sogenannte Mühle „in der Höll“, die am südwestlichen Ende der Gerbergasse stand und wohl schon im späteren 16. Jahrhundert in die Gerberei umgewandelt wurde.“ Die erste urkundliche Erwähnung über eine dieser Mühlen stammt aus dem Jahre 1218 und beschreibt die so genannte Mühle am Hohlen Baum oder Brügglmühle im „Dorf“. Bereits im 14. Jahrhundert werden auch drei Mühlen in der Gerbergasse (1910) sowie zwei Mühlen unweit der St. Johann-Kirche erwähnt. Insgesamt sind siebzehn Mühlen schriftlich belegt. Doch nur die oberste, die Schlösslmühle, gibt es heute noch.

3) Die Schlösslmühle

Die Geschichte der Schlössmühle ist eng verknüpft mit dem Ansitz Freyenthurn. Über die Bauzeit dieses Ansitzes wissen wir nichts. Das erste Mal urkundlich erwähnt wird der Ansitz 1557, er ist aber älter, denn zu dieser Zeit wird er schon vererbt.

Im Jahre 1599 scheint als Besitzer des Ansitzes Ulrich Sagmeister von Sagburg zum Thurn auf. Laut Kirchenrechnungen im Stadtarchiv Bozen im Jahre 1599 zahlt Ulrich Sagmeister an die Kirche einen halben Revers für die zu seinem Ansitz zum Freyenthurn gehörende „bewilligte Mill“. Eine weitere Kirchenrechnung aus dem Jahre 1604 dokumentiert, dass dort eine neu erbaute Mühle („new erbawte Müll“) steht. Doch schon 1595 findet man in Kirchenrechnungen den Satzteil „unter dem Khofl bey dem Müllstein“. Gab es also schon vor dem Auftraggeber Ulrich Sagmeister dort eine Mühle und dieser hat sie neu erbaut oder hat er dort als erster eine Mühle aufbauen lassen? Wir wissen es nicht. Wir wissen lediglich, dass der Grund, auf welchem und in welchen der Ansitz Freyenthurn gebaut wurde, felsig war, ein Kofl eben, und dass die südliche Mauer des Ansitzes dem Verlauf des Mühlbaches folgt und an diesen grenzt. Es lag also sehr nahe, die Wasserkraft des Baches zu nutzen.

Im Norden grenzt der Ansitz an die Straße, oberhalb derer sich der Ansitz Klebenstein (Baukern aus dem 13. Jahrhundert, Zubauten um 1600) befindet und weiter nördlich Schloss Rendlstein.

Wohl aufgrund seiner Lage am Kofl wurde die Mühle Koflmühle genannt.

Auf Ulrich Sagmeister folgt 1659 Ferdinand Anthoni Girardi von Castell, Freiherr zum Stein. 1728 übernimmt dann Christoph Graf von Troyer den Ansitz, die Mühle wird mit der Zeit als gräfliche Troyerische Koflmühle bezeichnet. 50 Jahre später erwirbt Franz Perger zu Klebenstein Ansitz und Mühle.

1807/1808 kauft Balthauser Schlechtleitner diesen Besitz – zuerst die Gschlösslmühle, ein halbes Jahr später dann auch den Ansitz Freyenthurn. (Der Name Gschlössl bezieht sich wohl entweder auf das Schloss Klebenstein oder auf das Schloss Rendlstein – dort gab es auch ein Gasthaus „Zum Gschlössl“)

Die Mühle muss er aber schon zwei Jahre später wieder verkaufen – und zwar an keinen Adeligen, sondern einen Müller namens Anton Mayr. Vielleicht war dieser Anton Mayr schon zuvor unter seinem Herrn Balthauser Schlechtleitner als Müller tätig und bekam dann die Gelegenheit, die Mühle zu kaufen.

Am 20. Mai 1815 kauft der Müller Johann Silbernagl (*1777 in Kastelruth) die Gschlösslmühle.

Der Ansitz Freyenthurn hingegen wechselt noch zwei Mal seinen Besitzer bevor Johann Silbernagl (*1820), der 1843 die Mühle seines Vaters erbt, ihn 1846 käuflich erwirbt.

Und dann bleibt der Ansitz Freyenthurn mit der Schlösslmühle bis zum heutigen Tag im Besitz der Familie Silbernagl:

Johann Silbernagl (*1857) in 3. Generation erbt ihn 1899, sein Sohn

Josef Silbernagl (*1892) 1921, dessen Sohn

Josef Silbernagl (*1928), der heutige Alt-Müller, übernimmt den Betrieb nach dem 2. Weltkrieg und die Mühle wird Silbernagl-Mühle genannt.

In seiner Zeit als Müller wird auf Strom umgestellt, die Mühlräder werden zerschlagen, der Mühlbach unterirdisch weitergeführt, und Josef Silbernagl stellt eine neue Mühle im ehemaligen Stall (mit einer Tischlerei im 2. Stock) hinter dem Hofraum auf, die heute noch in Betrieb ist. Auch den Detailladen im Wirtschaftgebäude führt er anfangs gemeinsam mit Tochter Verena weiter.

Die Söhne Paul und Klaus Silbernagl, welche beide nach der Matura im Betrieb mithelfen und ihn 2004 dann offiziell übernehmen, führen die Mühle und den dazugehörigen Laden nun in 6. Generation. Klaus Silbernagl hat die Mühle inzwischen für das gesonderte Mahlen von Buchweizen erweitert, einer besonderen Spezialität seit mehreren Jahrzehnten. Im Zuge des Umbaus des Ladens 2012 entschlossen sich die Brüder, ein neues Logo mit dem historischen Namen Schlösslmühle einzuführen.

Seit Jänner 2018 führt Klaus Silbernagl die Schlösslmühle – zusammen mit seiner Frau Ilse und seinem Sohn Stefan (7. Generation).

Quellen: „Geschichte des Bozner Mühlbaches“ von Bruno Mahlknecht, Dolomiten vom 21. August 2002; „Bozner Jahrbuch für Geschichte/Kultur und Kunst 1954“ von Karl M. Mayr, „Häusergeschichte von Zwölfmalgreien“ von Heinz Tiefenbrunner;